Sonntag, Oktober 11, 2009

the early judgement (31): mohna

diese mohna schreibt man mit 'h'. es hätte schon künstler gegeben, die hätten sich dann auch 'mohna mit h' genannt. albern. bleibt dennoch die frage offen, warum sich mona steinwidder, ihres zeichens keyboarderin und sängerin der hamburger band me succeeds um jenes ominöse 'h' bemühte. ein bezug zum ersten soloalbum? auf dem sie ein-drücke ihrer kindheit verarbeitet. aber nicht nur die narben, wunden und anderen hinterlassenschaften gilt es auf "1985-1994" zu beleuchten, sondern auch die wunder und aufmerksamkeiten, das der erwachsenenwelt ausgesparte und nur durch die temporäre kleinwüchsigkeit und den messbaren horizont beeinflusste. ein 'h' also, das ebenso für 'heimat' und 'hort' steht wie für 'haltlos' und 'hilflosigkeit". wollte man weiterspinnen, müsste steinwidder bei einem neuen album einen anderen buchstaben zwischen 'mo'und 'na' einfügen. molna, mosna, mofna, mokna...
aus ihrer residenz 'heimatliches wohnzimmer' heraus zog die junge hamburgerin ein zartes pflänzchen heran. die muster karg, wie eine mit geübter hand ausgesuchte tapete, nicht zu aufdringlich, nicht zu sparsam, so dass der dazugehörige raum einen ausdruck gewinnen kann. das klavierspiel deutlich, dennoch nie ausfüllend, zugige fluchten entstehen lassend, langen, dunklen fluren gleich, von denen zimmer abzweigen, wie säle unermesslich. das kind mohna mit aufgerissenen augen darin. was ist wahr, was hat noch bestand in der späteren reflexion? was entspringt der phantasie, wird angedichtet? mit kindlicher neugier versucht steinwidder dem auf den grund zu gehen. die gefahr, dabei schiffbruch zu erleiden, ist groß.
doch die planken sind fest gefügt, es stolpert kein pfund darüber. es balletöst ein luftiges etwas, das angereichert ist mit feinen linien, auf denen klavierspuren dahinfahren, mit fluffigen wölkchen, in denen mohnas stimmchen beheimatet ist, das weissagt, mutig besticht, kieksend anhebt, bespricht, mit sachter bemalung aus indirekter perkussion, teilzeitklarinette, diversitäten auf parkett, bass und geige.
möglichkeiten zur assoziation entstehen, weil wahrheiten vermieden werden und weil sich die melodien durch das album schieben wie der große stuhl, den das kleine mädchen zum tisch bewegen will, zentimeter um zentimeter. nach gut 34 minuten ist schon schluß. ein "uff" entpufft, doch die ungezierte songsammlung muss noch einmal ran. mir gefallen die verweise auf erik satie und max richter, die das verantwortliche label sunday service auftischt. verloren wirkende andickungen der kompositorisch dünnen, aber dennoch gehaltvollen suppe unterstreichen den charakter von 'zart', 'vorsicht' und 'ernsthaft'. am 06.11. erscheint "1985-1994" und erhält vorab: ***1/2-****
mohna - hold them

19.11.09 Hamburg - Golden Pudel Club (Release-Party)

3 Kommentare:

orange hat gesagt…

oh man, ich liebe deinen stil zu schreiben! selbst wenn manche alben nicht unbedingt meinen geschmack treffen (was bei diesem album nicht zutrifft), deine texte zu lesen ist immer wieder ein genuss. und jetzt schluss mit dem metakommentatorischen.
grüße
orange

E. hat gesagt…

vielen dank. es ist ja immer nur ein versuch. einen schönen sonntag!

Oliver Peel hat gesagt…

Och ja, Interesse geweckt! fein, fein! Und die Dame kommt im März nach Paris :))