Samstag, März 05, 2011

neue töne (942): dora bleu

in einem italienischen club wurde ihr set bzw. das ihrer band vor gar nicht allzu langer zeit vom besitzer des ladens unterbrochen. es war ihm nicht zu laut, sondern die musik zu strange. hatte er sich wohl nicht richtig infomiert. dora bleu, im wirklichen leben dorothy geller, bewohnt montreal, die heimat von freakigen bands wie shalabi effect, a silver mt. zion oder godspeed you! black emperor. auf irgendeine weise passt die dame da auch hinein. nicht zuletzt wird dora immer wieder auch von teilen dieser herrschaften unterstützt. alex st-onge zum beispiel oder justin evans, beide u.a. bei shalabi effect oder auch francis amirault (le sentier lumineeux, cian ethrie) oder das jackie o'motherfucker mitglied brooke crouser. unter verschiedensten flaggen ist sie bereits geschifft und hat mit axa hour of dora bleu auf fire museum, mit laconic chamber auf camera obscura oder mit from quagmire auf vhf records (hier u.a. mit hilfe von sharon krauss, helena espvall und simon wickham-smith) veröffentlicht.
der larmoyant zögerliche folk, den bleu kreiert ist auf den ersten blick ein lahmendes getier. eine müde angeschlagene gitarre, ein verhalten und gebrochener gesang. stellenweise ornamentierung mit verschiedensten akustischen geräten. der expressionismus, das intime moment, die experimentelle seite des projekts lassen immer wieder aufhorchen. neben der marterung stehen im mittelpunkt der schmerz und der tod. einvernehmlich gesellt sich zu dem lyrischen unterfangen tonale fundamentierung. es ist schwer, sich das eine ohne das andere element vorzustellen. stünden die sounds im raum, bedürften sie einer sprachlichen anlehnung. die zwei letzten werke seien an dieser stelle erwähnt, da die gesamte discography bleus bereits bis 1999 zurückreicht. via ikuisuus veröffentlichte dora bleu 2010 das album "earthly bombs", welches in der wohnung von sebastien fournier während eines endlosen montrealer winters aufgenommen wurde. mit sam shalabi, alexandre st-onge und gordon allen standen bleu alte bekannte zur seite, die sich mehr oder weniger spontan um sie formten. bass, trompete und synthesizer fügten die drei hinzu, während bleu an ihrer gitarre arbeitete, die fragilen gesänge beifügte und den noten namen gab. nachtgesänge. keine trüben beats, die um gefallen winseln. hippe label veröffentlichten so etwas zur zeit garantiert nicht. hier mangelt es an zugänglichkeit, am frühen schnitt, die ernte stellt sich später ein, im herbst vielleicht. das tempo ist verhalten.
mit "echo palace of finitude" legte dora dieses jahr ein weiteres werk vor. es entstand in der zusammenarbeit mit harp of fuchsia kalmia. dahinter verbirgt sich salvatore borrelli, ebenfalls ein erfolgreicher jäger in den wäldern des psychfolk. zudem ist er multiinstrumentalist und beherrscht neben der gitarre auch celtic drone harp, dulcimer, esraj, irish bouzouki, shruti & squeeze boxes, harmonica, tablas, cymbals usw. die auf 300 kopien limitierte zusammenarbeit bleus und borrellis sucht eine brücke zu schlagen zwischen klassischem songwriting und der auseinandersetzung von traditionellem folk und seinen ablegern in den free folk gefilden. das veröffentlichende label three legged cat formuliert sehr schön, man möchte sich vorstellen bridget st. john und larkin grimm würden sich die seele aus dem leib singen, verloren in den appalachen und würden begleitet vom geiste einer sandy denny. die veröffentlichung war wohl bis zuletzt verschoben, aber kürzlich gab dora via facebook die nachricht preis, dass man nun endlich die cd bestellen könnte. wer vorher reinhören möchte, der sei hierhin empfohlen.



dora bleu - on performance (from: "earthly bombs")
dora bleu - earthly bombs (from: "earthly bombs")
dora bleu - real prisons (from: "earthly bombs")
dora bleu - meaning and wrath (sample, from: "clones of eros")
dora bleu - cantos buried (sample, from: "clones of eros")
from quagmire - tropic of barren (from: "tropic of barren")
from quagmire - holiday song (from: "habitats in the wound")

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