Freitag, November 09, 2012

great dynamo - analogue lofilectro ep # 2 (2012)


eines sollte man nicht tun. die ambitionen eines d.i.y. künstlers unterschätzen. obwohl er sich mit der neigung alles selbst zu bestimmen resp. auch umzusetzen, etwas ins abseits drängt - denn er kann nicht in allen belangen ein könner sein, wir reden von technik, equipment, instrumenten und ihrer handhabung, aufnahmen, mixing, produktion (er verfügt zudem in der regel über begrenzte mittel) - bleibt er herr über jede note, über jeden akkord, schließlich über das produkt selbst und tut sich fürderhin leicht, sich und sein werk zur schau zu stellen: keine sich anbiedernde ware, die sich dem markt auf schnöde weise angepasst hat, sondern, wie in diesem fall, musik aus sich selbst heraus. dass diese hochwertig und konkurrenzfähig sein kann, darf man zunächst nur unterstellen, muss man aber längst in sachen great dynamo glauben.

der hartnäckige künstler aus düsseldorf verfolgt seine ziele mit verve, ungeachtet all der herausforderungen, die ihm das leben sonst so stellt. in der auch bei uns zu sehenden langzeitdoku beschreibt der musiker sein leben in sachen songwriting, das daraus resultierende erstellen von tonträgern sowie deren promotion via tourplanung und natürlich auch entsprechender durchführung von zig konzerten im jahreskreis. die 365 tage, über die die doku laufen soll, sind fast vorrüber und wir konstatieren, dass der energieaufwand, den great dynamo betreibt, um seine ziele zu verfolgen, enorm ist. nicht zuletzt spricht aber der erfolg für ihn. der führt nicht immer nur zählbares mit. zwar kann sich der verkauf an tonträgern durchaus sehen lassen, auch zeigt sich der künstler mit der durchschnittlichen besucheranzahl auf seinen konzerten zufrieden, doch wichtiger erscheint ihm die persönliche (weiter-) entwicklung. die schlägt sich in immer besseren darbietungen wieder, aber auch in einer adäquaten umsetzung von songideen, was der individuellen könnerschaft geschuldet ist.

so darf man sich voller vorfreude an die "analogue lofilectro ep #2" machen. sie folgt der im märz erschienenen ep1 unter selben voraussetzungen. will sagen, der analogue lofilectro steht als sparte, genre bzw. zielrichtung weiterhin groß auf dem programm. dahinter versteckt sich eine batterie an gerätschaften, deren namen dem sachfremden genauso nichtssagend sind wie (wesentliche) teile ihrer funktionen. nichtsdestotrotz entlassen sie überraschungsounds, in die sich auf wundersame weise stimme und e-gitarre einpassen lassen. abenteuerlich und geladen, gezündet und aufgestiegen.

nähern wir uns also den neuen songs von great dynamo. der opener "little charmer" erweist sich als so diffizil wie anmutig und anziehend, lasziv zuweilen. die dichte klanglandschaft aus rasantem gitarrengewerk, angerissenem riff, schwebe- und bindesounds, mit an- und abschwellendem, hallverstärktem gesang und hinterlässt in seiner gesamtheit ein wohliges auftaktgefühl. "reset", von einigen genussmenschen als der hit auf dieser ep erkannt, schnarrt zunächst auf betriebstemperatur, setzt aber fortan auf die lieblicheren töne, hellklang aus dem synthie. der stets präsente beat übertönt keinesfalls die sorgsam geschnittene melodie, die ebenfalls unterstützung aus dem tasteninstrument erhält. die brücke zum hörer ist längst geschlagen. spätestens wenn die bissige gitarre zum vorwärts bläst, wird der letzte zweifler gewonnen sein. vollmundig und detailverliebt, ein markenzeichen der great dynamoschen klangwelt.

auch "submarine" macht es nicht darunter. der grundton ist ein verwischt synthetisierter, federnd, munter und vital rhythmisiert. wie überhaupt die fraktion beat ganze arbeit leistet. dumpfe bässe, die nie aus der reihe tanzen oder oberhand gewinnen, schlagwerke, die sich einreihen, tribut zollen oder aber mit der festen faust um gehör bitten.sechs tracks hat great dynamo neuerlich, dem vorgänger gleich, seiner leidenschaft abgerungen. "in a mirror" schlingert munter, "late night motorways" dröppelt und schmeichelt yo la tengisch mit und "wolves in my pool" bietet zum abschluss knirschige ensemblearbeit, im einsatz: der künstler und seine apparturen.

great dynamo hat mit der "analogue lofilectro ep #2" bewiesen, dass deren vorgänger kein zufallsprodukt war, sondern dass der quantensprung, sowohl songwriterisch als auch produktionstechnisch, gelungen ist. also ist eine stete entwicklung auszumachen, die sich heute etwa mit arbeiten von angela aux oder uphill racer, die unter vergleichbaren bedingungen arbeiten, messen lässt.
würde man nun abheben auf ein longplayer format, ergäbe sich in der essenz aus beiden eps ein stattlicher tonträger, dies nicht nur in bezug auf die quantität gemeint. versteht sich. was nicht zuletzt zu den ambitionen eines d.i.y. künstlers führen mag. doch dazu vielleicht später und an anderer stelle mehr...

unter den vielzähligen kommentaren werden wir eine der eps verlosen. haltet Euch ran, am kommenden sonntag fällt der hammer! viel glück! 

late night motorways by franticworld

Nov 14 Eschloraque, Berlin
Nov 15 Mobile Blues Club, Hamburg

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